KI-Geplauder
Vor gut einem Jahr haben wir Ihnen erklärt, wie Künstliche Intelligenz und speziell ChatGPT funktionieren. Vielleicht ist Ihnen dieser unendliche Brunnen der „Weisheit“ – oder eine andere Pseudointelligenz (Alexa, Siri, Cortana …) – inzwischen sogar zu einem Lexikonersatz geworden?
Zeit, das Thema wieder einmal aufzugreifen. Und Sie zu ermuntern, einen Selbstversuch zu machen. Fragen Sie doch ChatGPT einmal nach sich selbst: Wer ist X. Y.? Es kommt etwas dabei heraus, seien Sie sicher. Ob das etwas Sinnvolles ist, hängt von der Präsenz Ihres Namens im weltweiten Netz ab.
Eine KI wie ChatGPT geht immer auf dieselbe Weise vor, wenn sie etwas ausgibt, und die Software weiß nicht, ob es faktisch Wahres oder frei Erfundenes ist. Wenn man nun nach Personen fragt, über die es wenige oder keine Informationen im Netz gibt, dann kommt einfach das als Antwort, was nach rein statistischen Berechnungen plausibel klingt. Fake-Patchwork.
Die Fachwelt nennt diesen Effekt „Halluzinationen“. Mann kann es keinen Fehler nennen, denn für den Algorithmus ist, wie gesagt, nicht faktische Wahrheit entscheidend, sondern statistische Wahrscheinlichkeit. KIs haben einen Vorrat von Milliarden von Texten und Namen aus dem Internet. Damit schreiben sie Sätze, indem sie immer das nächste wahrscheinliche Wort finden.
Sie glauben mir nicht? Über die Autorin dieser Zeilen sagt ChatGPT beispielsweise:
„Sie ist eine Figur aus der Schweizer Fernsehserie „Fascht e Familie“, die von 1994 bis 1999 ausgestrahlt wurde. In der Serie wurde sie von der Schweizer Schauspielerin und Kabarettistin Ines Torelli gespielt. Sie war eine der Hauptfiguren in der Serie und spielte die Rolle einer typischen Schweizer Hausfrau und Mutter in einer humorvollen Familiensituation.“
Ich bin sehr amüsiert über diese Zuschreibung, zumal die inzwischen verstorbene Ines Torelli (die nicht in der Serie auftaucht) Jahrgang 1931 ist, ich dagegen 1955, und mein Name auch nicht in der Rollenliste steht (dagegen ein ähnlich zu buchstabierender).
Probieren Sie es selbst! Und passen Ihr Bild von KI dem Ergebnis an.
Denken Sie daran:
Eine Stärke von KI ist, dass sie sich sicher ist, recht zu haben.
Eine Schwäche von KI ist, dass sie sich sicher ist, recht zu haben.